Immer wieder fragen Autoren, woher sie wissen sollen, welche Lektorin für sie die richtige ist. Denn so verschieden wie die Autorinnen selbst, so unterschiedlich arbeiten auch die Lektoren. Daher gebe ich Ihnen heute einen Überblick darüber, was Lektoren überhaupt machen und worauf sie bie der Kontaktaufnahme achten sollten.
Was macht eine Lektorin?
Viele Menschen denken, dass ein Lektor nur Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik korrigiert. Das ist, genaugenommen, der Job des Korrektors. Und auch mit der sprachlichen Bearbeitung und dem Feinschliff für Formulierungen ist es noch lange nicht getan. Lektoren machen so viel mehr.
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Wenn man eine Ratte hinter den Ohren krault, denkt sie, sie wird geputzt, und fängt dann an, zurückzuputzen.
Ein Lektor für Belletristik ist ein Spezialist für Geschichten. Er sorgt dafür, dass die Handlung spannend bleibt, die Charaktere lebendig wirken und der Text insgesamt gut zu lesen ist. Er hilft dem Autor, Schwächen in der Struktur zu finden, gibt Tipps, wie man Dialoge noch knisternder macht, und sorgt dafür, dass der Leser voll in die Welt der Geschichte eintauchen kann. Der Lektor ist quasi der Sparringspartner, der das Manuskript von „ganz gut“ zu „wow“ bringt – und dabei immer die kreative Freiheit des Autors respektiert.
Im Sachbuch-Lektorat geht es vor allem darum, dass der Text klar und verständlich bleibt – auch bei komplexen Themen. Der Lektor prüft ggf. Fakten, sorgt für eine logische Struktur und hilft, schwierige Passagen so zu formulieren, dass sie auch Laien problemlos verstehen können. Gleichzeitig achtet er darauf, dass der Text nicht nur informativ, sondern auch ansprechend geschrieben ist, ohne dabei den Ernst des Themas aus den Augen zu verlieren. Kurz gesagt: Der Lektor bearbeitet das Sachbuch so, dass es sowohl gut informiert als auch gut lesbar ist.
Wo finde ich eine Lektorin?
Die beste Anlaufstelle ist die Website lektoren.de, die vom VFLL, dem Verband der freien Lektorinnen und Lektoren betrieben wird. Hier finden Sie eine Liste der VFLL-Mitglieder. In einer Auswahlmaske können Sie einstellen, nach was für einer Dienstleistung Sie suchen und um welche Textart es sich bei Ihrem Auftrag handelt, z. B. Lektorat oder Übersetzungslektorat, Sachbuch oder Belletristik, Unternehmenskommunikation, Selfpublisher etc. Im Bereich Belletristik können Sie auch noch das passende Genre auswählen.
Die Mitgliedschaft im VFLL stellt ein gewisses Gütesiegel dar, da nur erfahrene Lektoren im Verband aufgenommen werden. Die meisten Verbandsmitglieder nehmen außerdem regelmäßig an den angebotenen Weiterbildungen teil.
Woher weiß ich, ob eine Lektorin gut ist?
Ob ein bestimmter Lektor tatsächlich Ihren Anforderungen entspricht, werden Sie erst wissen, wenn Sie mit ihm zusammengearbeitet haben. Es gibt jedoch einige Anhaltspunkte, die helfen können, die Qualität seiner Arbeit einzuschätzen.
Besonders hilfreich ist meist ein Blick auf die Website der Lektorin. Und hier helfen uns vor allem zwei Bereiche weiter: die Vita und die Liste der bisherigen Projekte.
Fangen wir mit der Vita an. Hier können uns das Alter und die Ausbildung der Lektorin einen Hinweis auf ihre berufliche Kompetenz geben. Natürlich ist nicht automatisch jede junge Lektorin und jeder Nicht-Akademiker schlecht. Meistens können Sie aber davon ausgehen, dass eine Studentin noch nicht viele oder gar keine Weiterbildungen im Lektoratsbereich gemacht hat. Zwar können Studenten und Menschen, die das Lektorat nur nebenbei anbieten, häufig sehr gute sprachliche Korrekturen liefern, worauf jedoch beim inhaltlichen Lektorat zu achten ist, wissen sie oft nicht.
Daher empfehle ich dringend auch darauf zu achten, welche Weiterbildungen der Lektor auf seinem Fachgebiet gemacht hat. Finden Sie Ihren Text hier wieder oder arbeitet die Lektorin in einem ganz anderen Bereich?
Hilfreich ist außerdem ein Blick in die Projekte, die die Lektorin bisher bearbeitet hat. Das hilft Ihnen einzuschätzen, wie erfahren die Person ist. Außerdem ist es sinnvoll, nur einen Lektor anzufragen, der schon in Bereichen gearbeitet hat, die zu Ihrem Text passen.
Und zu guter Letzt kann ich natürlich meine Kolleginnen und Kollegen im VFLL empfehlen, denn wie oben erwähnt werden nur erfahre Lektorinnen hier aufgenommen. Zudem unterstützen wir uns gegenseitig mit Rat und Tat, so dass Sie vom Wissen aller VFLL-Lektoren profitieren, wenn sie einen von uns engagieren.
Woher weiß ich, ob wir zusammenpassen?
Nach einer ersten E-Mail kann ein Telefonat viel darüber aussagen, ob Sie und die Lektorin ähnlich ticken. Und das ist tatsächlich ein wichtiger Faktor für ein zufriedenstellendes Projekt. Stellen Sie dem Lektor Fragen über seine Arbeitsweise. Fragen Sie ihn, worauf er bei der Bearbeitung besonderen Wert legt, und teilen Sie ihm auch, was Ihnen wichtig ist.
Und schließlich: Vereinbaren Sie ein Probelektorat. Viele Lektoren bieten das Probelektorat von 2-3 Seiten kostenfrei an, andere verlangen ein Honorar dafür, verrechnen es aber am Ende mit dem Lektorat. Auf den Fall können Sie so sichergehen, dass Sie mit den Anmerkungen der jeweiligen Lektorin wirklich etwas anfangen können und dass diese für Sie hilfreich sind und Sie und Ihren Text weiterbringen.
Sie sehen also: Die richtige Lektorin zu finden ist kein Hexenwerk. Machen Sie sich zuvor über die Person schlau und vereinbaren Sie ein Probelektorat. Und wenn es nicht passt, scheuen Sie sich nicht, abzusagen und sich jemand anderen zu suchen!
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