Vor ein paar Wochen war ich auf der Buchmesse in Leipzig, wo ich auch an der Leipziger Autor*innenrunde teilgenommen habe. Neben vielen anderen interessanten Vorträgen habe ich mir den einer Literaturagentin angehört. Und was ich da zu hören bekommen habe, hat mich überrascht.

Natürlich ticken alle Agenten unterschiedlich. Die eine liebt knappe Pitches, der nächste sucht emotionale Tiefe, wieder eine andere will vor allem wissen, dass man selbst gute Vermarktungskanäle hat.

Illustration einer Ratte von hinten

Und dennoch dachte ich, dass ich weiß, was Agenturen von einem Exposé erfahren wollen: Sie wollen wissen, worum es in dem Buch geht – wer die Protagonistin ist, was sie will, was ihr im Weg steht, wie sich alles zuspitzt und löst. Und am besten sollte man noch zeigen, was die Protagonistin aus der Geschichte lernt – also die Charakterentwicklung umreißen.

Diese eine Agentin sagte sinngemäß allerdings etwas ganz anderes:

“Mich interessiert die eigentliche Geschichte erst einmal nicht. Was mich interessiert ist einzig und allein Folgendes: Warum braucht die Welt gerade jetzt genau dieses Buch? Wenn die Antwort auf diese Frage mich überzeugt, fordere ich dann gegebenenfalls den Storyumriss an.”

Die Aussage überrascht schon, oder?

Ich habe mich danach gefragt: Und was ist, wenn ich einfach „nur“ unterhalten will? Wenn mein Buch kein „großes Thema” behandelt, sondern einfach nur ein verdammt guter Krimi ist? Und viele Leserinnen wollen doch auch gar nicht mehr als das, oder? Oder braucht die Welt gar nicht noch einen Krimi?

Aber vielleicht ist genau das der Punkt. Vielleicht braucht die Welt genau deinen Krimi – weil er clever erzählt ist. Weil er Trost spendet. Weil er einen frischen Blick auf ein bekanntes Genre wirft. Vielleicht, weil dein Ermittler ganz anders tickt als alle anderen. Oder weil dein Buch ein Thema berührt, das gerade vielen im Kopf herumgeht, ohne dass du es mit dem Holzhammer thematisierst. Vielleicht geht dein Buch z. B. liebevoll mit Vielfalt um.

Die Frage muss also nicht zwangsläufig sein: Was ist das Große, Wichtige, gesellschaftlich Relevante an meinem Buch? Sondern eher: Was macht es besonders – gerade jetzt?

Natürlich wollen die meisten Agenturen weiterhin wissen, was im Buch passiert, und für die meisten solltest du auch weiterhin eine Inhaltsangabe mitschicken. Aber es schadet natürlich nichts, wenn du dir zusätzlich überlegst:

  • Hat mein Buch mit etwas zu tun, das gerade wichtig ist oder in der Luft liegt – auch wenn es nur am Rande mitschwingt?
  • Erzähle ich etwas, das bisher zu wenig sichtbar war?
  • Spreche ich eine Erfahrung an, die viele gerade teilen – oder verdrängen?
  • Was bleibt nach dem Lesen hängen, was fühlt sich neu an, was trifft vielleicht genau den richtigen Nerv?

Und genau das darf in deinem Exposé gerne vorkommen. Denn du solltest vor allem eins rüberbringen: ein klares Gefühl dafür, warum dein Buch mehr ist als nur eins von vielen.

Also: Stell dir vor, du sitzt einer interessierten Lektorin gegenüber und sie fragt dich ganz direkt: Warum braucht die Welt gerade jetzt genau dein Buch?
Wenn du darauf eine ehrliche und kluge Antwort findest – schreib sie in dein Exposé. Das könnte der Moment sein, in dem dein Projekt plötzlich ankommt.

Wenn du möchtest, kann ich dir auch helfen, das Besondere in deinem Buch zu finden – sag einfach Bescheid!

Kategorien: Lektorat & Korrektorat

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