Meine geschätzte Kollegin und Bücherfrau Gesa Oldekamp hat dieser Tage zu einer Blogparade über Einsamkeit aufgerufen, der ich mich gerne anschließe. Denn das Thema beschäftigt mich tatsächlich seit einigen Wochen.

Grundsätzlich finde ich es wunderbar, alleine und selbständig im Heimbüro zu arbeiten. Ich schätze die Freiheit, jederzeit selbst bestimmen zu können, wann, wie lange und woran ich arbeiten möchte. Ich mache Pausen, wenn ich sie brauche, nicht nach irgendeinem Plan. Und in diesen Pausen sorge ich für Bewegung – entweder mache ich ein wenig Hausarbeit oder eine halbe Stunde Sport, den ich 2 x pro Woche fest in meinen Vormittag integriert habe. (Mein Rücken dankt es mir.) Dadurch, dass ich nirgendwo hinfahren muss, spare ich Zeit, die ich an anderer Stelle übrighabe. Und vor allem genieße ich beim Arbeiten die Ruhe und den Blick aus meinem Fenster hier am Stadtrand von Hamburg.

Illustration einer Ratte von hinten
Ratten-Fakt

Der nackte Schwanz dient Ratten zur Regulierung ihrer Körpertemperatur. An heißen Tagen können sie über die Haut Wärme abgeben.

Und doch war mir das in letzter Zeit manchmal auch zu viel des Guten. Denn wenn ich den ganzen Tag alleine an meinem Schreibtisch (oder auf der Sportmatte) bin, dann brauche ich in der Freizeit den Austausch mit Menschen. Wir haben hier in Hamburg gerade Sommerferien, und für eine Weile waren sowohl meine Kinder als auch sämtliche meiner Freunde verreist. Hinzu kam, dass ich mich kurzfristig abends nicht ins Training getraut habe, weil dort wieder einmal Corona umging und ich gerade ein recht arbeitsintensives Lektorat auf dem Schreibtisch habe, das eine Auszeit wegen Krankheit nicht verkraften würde. Und so habe ich mich tatsächlich nach einer Woche gefühlt, als sei ich der letzte Mensch auf Erden.

In dieser Phase hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, dass es vielleicht doch angenehm wäre, Kolleginnen um mich zu haben, mit denen ich in den Pausen ein wenig schnacken (wie die Hamburgerin sagt) kann. Ein bisschen Austausch zu beruflichen und privaten Themen, ein Lächeln hier und da … Allerdings würde ich meine Selbständigkeit nie und nimmer aufgeben wollen. Denn wie ich oben geschrieben habe: Eigentlich genieße ich die Ruhe und die Freiheit.

Eine Bekannte hatte dann die Idee, ob ich nicht zu einem Co-Working-Space gehen könnte. Ich war zunächst skeptisch, vor allem wegen der Kosten, denn auch wenn ich meinen Beruf liebe – reich wird frau damit nicht. Aber dann kam mir die Idee, dass es ja vielleicht gar nicht unbedingt ein professioneller Space sein muss. Es gibt genügend Orte, an denen man sich auch ohne Gebühr treffen kann – zu Hause, in Cafés, in der Bibliothek. Mir schwebte ein gemeinschaftliches Arbeiten vielleicht ein- oder zweimal pro Woche vor.

 Zum Glück bin ich gut vernetzt – ich bin Mitglied der Bücherfrauen sowie im VFLL (Verband der freien Lektorinnen und Lektoren) und im VdÜ (Literaturübersetzer-Verband). Und so habe ich einen Aufruf zum gemeinschaftlichen Arbeiten in Hamburg gestartet. Siehe da – ich bin nicht die einzige, der manchmal zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Es haben mich mehrere Kolleginnen angeschrieben, die an einem regelmäßigen gemeinschaftlichen Arbeiten interessiert sind. Und sie haben größtenteils auch schon Ideen, wie das zu bewerkstelligen wäre. So habe ich nun erfahren, dass es in Hamburg sogar einen kostenlosen Co-Working-Space gibt (man muss lediglich im Bereich Content oder Technologie arbeiten). Außerdem ist in Altona im Moment ein genossenschaftliches Co-Working-Projekt für die Hamburger Kreativbrache im Aufbau – mit recht überschaubaren Preisen. Ateliers, Co-Working-Plätze und Nachbarschaftstreff in einem. Und natürlich haben auch die Hamburger Bücherhallen Lese- und Arbeitsplätze, die man in der Zentralbibliothek sogar im Voraus buchen kann.

Ich habe fest vor, das mit dem Co-Working so bald wie möglich auszuprobieren – ob offiziell oder selbst organisiert. Denn auch wenn ich es liebe, alleine zu arbeiten – ein bisschen Austausch hin und wieder brauche ich einfach. Das inspiriert, eröffnet neue Möglichkeiten und tut der Seele gut.

 

Kategorien: Persönliches

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