Eine der häufigsten Änderungen, die ich beim Lektorat vornehme, ist das Hinzufügen (oder Entfernen) von Absätzen im Text. Denn Absätze dienen nicht nur dazu, Ihren Text zu gliedern, sondern sie helfen auch dabei, deren Lesbarkeit zu verbessern und die Aufmerksamkeit der Leser zu lenken. Doch viele Anfänger sind unsicher, wie sie Absätze sinnvoll setzen sollen. Heute schauen wir uns daher an, wann und wo Sie Ihren Text am sinnvollsten unterbrechen.
Braucht man Absätze überhaupt? Und ob!
Überlegen Sie einmal: Wie wirkt eine Buchseite auf Sie, die keine oder fast keine Absätze hat? Freuen Sie sich da schon aufs Lesen? Nicht wirklich, oder? Im Gegenteil: Das sieht nach Arbeit aus und man ist froh, wenn man die Seite hinter sich hat.
So geht es auch Ihren Lesern, wenn Sie zu wenige Absätze machen: Denn Absätze strukturieren Ihren Text und geben der Leserin somit kleine „Verschnaufpausen“. Außerdem helfen sie uns dabei, neue Ideen, Szenen oder Perspektiven klar voneinander abzugrenzen.
Absätze geben außerdem das Tempo des Textes vor. Sie wirken dynamisch, aktiv. Ein Text mit wenigen Absätzen wirkt hingegen ruhiger. Daher gilt: Je actionreicher eine Szene ist, desto mehr Absätze sollten Sie setzen. Je ruhiger der Text wirken soll, desto weniger Absätze sind nötig.
Wann sollte ich einen neuen Absatz machen?
Aber wann setzt man denn nun einen Absatz? Feste Regeln gibt es keine. Dafür aber Konventionen und Vorschläge. Schauen wir uns doch einmal an, an welchen Stellen ein Absatz sinnvoll sein kann.
Sprecher oder handelnde Person wechselt
Immer, wenn eine neue Person spricht oder handelt, sollten Sie einen Absatz machen. Hier ein Beispiel:
Silke nahm das Buch aus dem Regal und schlug es auf. Die Seiten raschelten leise. Sie liebte dieses Geräusch.
Tommy, der in der Tür stand, räusperte sich. „Hast du kurz Zeit?”
Zuerst folgten wir Silkes Handlungen, dann ist plötzlich Tommy der Handelnde. Das sollten wir (zusätzlich zu seinem Namen) unbedingt mit einem Absatz klarmachen.
„Klar”, sagte Silke und blickte von dem Buch in ihrer Hand auf. „Was gibt’s?“
„Ich wollte etwas mit dir besprechen.“
Tommy antwortet auf Silkes Frage und bekommt somit einen eigenen Absatz. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nicht unbedingt ein „antwortete Tommy“ anfügen müssen, denn durch den Absatz wird klar, dass der Sprecher wechselt.
Ein neuer Charakter betritt die Szene
Wenn ein neuer Charakter ins Geschehen eingeführt wird, hilft ein Absatz, diesen Moment hervorzuheben. Dadurch erhält die Figur automatisch mehr Gewicht und der Leser weiß, dass etwas Neues passiert.
Maike stellte die Teller auf den Tisch, als die Haustür laut zuschlug. Sie schaute auf.
„Hey, seid ihr schon zurück?“, fragte sie, während Alex und Suse hereinstürmten. Alex war außer Atem und hielt eine Tüte Gummibärchen in der Hand.
Zwar handelt Maike nach dem Absatz noch weiter, indem sie spricht, dennoch ist der Absatz hier sinnvoll. Denn er markiert den Moment, in dem die neuen Charaktere die Szene betreten, und schafft damit Klarheit im Ablauf.
Zeit- oder Ortswechsel
Wenn die Handlung an einen neuen Ort wechselt oder wenn ein Zeitsprung erfolgt, ist ein Absatz eine gute Möglichkeit, dies zu verdeutlichen.
Artur schaltete das Licht aus und seufzte. Der Tag war lang gewesen.
Am nächsten Morgen wachte er dennoch mit einem Lächeln auf.
Je nachdem, wie viel Zeit vergangen ist, kann es außerdem sinnvoll sein, zwischen die beiden Absätze eine Leerzeile zu setzen. Wenn zusätzlich der Ort wechselt, hat sich außerdem der Stern in der Mitte der Zeile eingebürgert, etwa so:
*
Und hier geht dann der neue Absatz weiter.
Hervorhebung wichtiger Momente oder Gedanken
Ein einzelner Satz kann durch einen eigenen Absatz besonders betont werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie einen wichtigen Gedanken oder eine emotionale Reaktion hervorheben möchten.
Peter hatte sich wieder über seine Arbeit gebeugt und war damit fortgefahren, dem Werkstück seinen letzten Schliff zu geben.
Es war das letzte Mal, dass er sie gesehen hatte.
Durch den Absatz machen Sie Ihre Leserinnen darauf aufmerksam, dass der untere Satz besonders wichtig ist.
Richtungsänderung
Manchmal machen wir in dem, was wir sagen oder denken, eine Kehrtwendung. Auch dies darf gerne durch einen Absatz markiert werden:
Annika beschloss, dass es zum Besten sein würde, wenn sie sich von Sam fernhielt. Schließlich war er ein Tunichtgut. Das wusste jeder.
Und doch: Sie bekam dieses verschmitzte Leuchten in seinen Augen einfach nicht aus dem Kopf.
Abgrenzung zwischen Beschreibung und Handlung
Immer, wenn Sie von der Handlung Ihrer Charaktere in eine Beschreibung wechseln (und umgekehrt), sollten Sie einen Absatz machen.
Der Bahnhof war um diese Uhrzeit fast menschenleer. Nur hier und da hastete ein einsamer Frühaufsteher mit einer Zeitung unter dem Arm an ihr vorbei. Die meisten Geschäfte hatten die Rollläden noch unten.
Leonie schaute auf ihre Uhr. Noch eine ganze Stunde.
Rückblenden
Vor und nach einer Rückblende sollte unbedingt ein Absatz stehen. Meist ist hier sogar eine Leerzeile angebracht.
Das Tempo steigern
Wie ich zu Anfang schon erwähnt habe, sollten Sie in actionreichen Szenen möglichst viele Absätze setzen. Denn Absätze steigern das Tempo des Textes und lassen das Geschehen aktiver wirken.
Fazit: Absätze sind ein tolles Werkzeug
Absätze liefern weit mehr Vorteile, als Ihren Text optisch zu gliedern. Sie fördern das Verständnis des Textes und können dessen Tempo vorgeben. Außerdem sind Sie ein wichtiges Werkzeug, um Ihre Geschichte klar, spannend und angenehm lesbar zu gestalten. Nutzen Sie sie bewusst, um Struktur zu schaffen und Ihre Leser durch die Handlung zu führen.
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